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kdk11 14.07.2005

Yellowstone - nature home -

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Yellowstone - nature home -

Nun geht es unbeirrt auf den nördlichen Wendepunkt meiner Reise zu, den Yellowstone NP. Wird er auch der Höhepunkt dieser Tour? Das Zeug dazu hat er, bietet er doch mehr als heisse Luft, nämlich heisses Wasser und das im Überfluß. Nebenbei sind hier die Warnungen und Hinweise vor Wildtieren so ernstzunehmen wie bisher nirgendwo.
Salt Lake City beehrte ich danach mit meiner Anwesenheit.
Am folgenden Morgen wechsel ich erstmal die zwei Zündkerzen, hmmm... warum finde ich auf einmal 4 Kerzen? Wieso schaue ich blöder Hund nicht vorher genauer hin, bzw. lese die Bedienungsanleitung? Dann hätte ich gewußt, das die Honda 4 Kerzen hat... na nun hat ja wenigstens ein Zylinder neue Kerzen, die sahen sogar noch recht gut aus. Dann den Luftfilter angesehen, der ist, wie auch die Kerzen, herrlich simpel zu erreichen und auszuwechseln. Wenn ich da an den Akt bei der Ninja denke... Der Filter sieht eigentlich noch gut aus, was aber gar nicht gut aussieht, ist, daß im Luftfilter Öl läuft, anscheinend Motoröl. Wie kommt das da bitte hin? Das sollte ich besser im Auge behalten. Ich schaue mich nun noch ein wenig genauer um und entdecke dann Ölaustritt an der Vorderseite des ersten Zylinders, nicht doll, aber nun scheint es doch nicht so lässig weiterzugehen. Ich baue den Luftfilter wieder zusammen, bzw. ich schraube den Deckel drauf. Den Einsatz vergesse ich natürlich, also nochmal, geht ja schön schnell. Die vorderen Tauchrohren der Gabel sehen ganz gut aus, da scheint kein weiteres Öl ausgetreten zu sein. Trotzdem, die vielen Meilen sind nicht spurlos an der Shadow vorbeigegangen. Alles noch ohne dramatische Ausmaße oder gar Einfluß auf das fahren, aber langsam heisst es wachsam sein. Wie auch immer ich muß nun los, will ich heute noch West Yellowstone erreichen. Ich rufe im dortigen Hostel an, um zu reservieren. Auf meiner Telefonkarte sind noch 21cent, ausreichend für 3 Minuten. Natürlich läßt man sich am anderen Ende ordentlich Zeit, Fragen über Fragen, beim Ansagen meiner Kreditkartennummer bricht die Verbindung zusammen. Fein... wer weiss, ob Reservierung nun steht. Aufgrund meiner Barschaft von $4 rufe ich erstmal nicht nochmal an.
Einfach beeilen und rechtzeitig da sein, die hat das reserviert, hörte sich nicht so an, als seien die überbucht. So fahre ich los, die Strecke lädt auch nicht zum trödeln ein, sie erweisst sich als langweilig. Erst der Craters of the Moon NP bringt angenehme Abwechslung, allerdings dauert die Besichtigung ein wenig, diese Zeit nehme ich mir jedoch, denn diese Vulkanlandschaft ist einen Besuch wert.


Ich biege ab auf die 20 und nun wird es wirklich hart. Das hat nichts mehr mit verwöhnt zu tun, diese Strasse führt schnurgerade und öde nach Idaho Falls, um dort die Himmelsrichtung zu ändern und genauso lahm nach Norden zu führen. 280 Meilen lang... Spannung bringt nur das Tanken. Da ich nur $4 in der Tasche habe, kann ich auch immer nur für $4 tanken. Ich erwarte immer, daß irgendwann an der Kasse nichts mehr geht. Das tritt aber nicht ein, nach dem Tanken kann ich immer bezahlen, vor dem Tanken wird die Karte immer abgelehnt. Keiner konnte mir sagen wieso und so ein Problem haben sie auch noch nie erlebt.
Fein... aber egal, so lange die Honda Sprit hat geht es weiter, weiter auf dieser Strasse, die selbst im Vergleich zu einer Autobahnfahrt durch Brandenburg den Kürzeren zieht. Immerhin geht es auch unaufhörlich auf den Yellowstone NP zu, dem nördlichsten Punkt meiner Fahrt und ein Ziel, wo ich schon immer hin wollte. Wer hat noch nicht von den gigantischen Geysiren dieses Parks gehört? Der älteste NP der Welt, riesengroß und voller Wildtiere. Die Gedanken daran lassen mich diese Fahrt überstehen, ohne vorher an Langeweile zu sterben.
Endlich erreiche ich mein Ziel und in der Tat hat das mit der Reservierung auch so geklappt. Das Hostel ist hier einem Motel angegliedert und stellt einfach die Mehrbettzimmer dar. Es ist ein nostalgisches altes Blockhaus, die Zimmer und Betten sind dem Stil angepasst, sehr, sehr nett. Mehrbettzimmer heisst hier übrigens 3 Betten, also sehr überschaubar.

Heute mache ich jedoch nichts mehr ausser mir den Ort ansehen. West Yellowstone ist ein reiner Touristenort und scheint nur aus Motels, Restaurants, Geschäften und Tankstellen zu bestehen. Na die 4 Übernachtungen, bzw. 3 vollen Tage, werde ich das hier schon aushalten, schliesslich will ich eh den Park und nicht dieses Nest anschauen. Am Abend plane ich mein Vorgehen und komme zu dem Schluß, morgen zunächst eine Runde auf dem Bike zu drehen und zu schauen, wo ich ein wenig wandern sollte. So eine Runde scheint ziemlich üppig, der Park ist doch sehr groß. Zwei Rundstrassen, zu einer 8 verbunden, führen durch den Park. Aus allen vier Himmelsrichtungen führt eine Zufahrtsstrasse in den Park. Na, lassen wir uns überraschen. Der Park soll nicht nur nördlicher Wendepunkt meiner Reise sein, sondern auch der Höhepunkt.
Am folgenden Morgen checke ich die Honda, kein weiteres Öl scheint ausgetreten zu sein, gut. Ich fahre los und unmittelbar hinter dem Ort ist auch schon die Parkeinfahrt. Die Strasse führt zunächst durch einen normalen Wald, dann an grünen Wiesen und Hügeln vorbei.

Plötzlich ein Stau, was denn nun? Sind die Autofahrer wieder mit irgendwas überfordert? Oh... nein, die halten da oder fahren langsam, weil da eine Herde Hirsche direkt an der Strasse weidet. Vielleicht sind es auch Elche, da jedoch nur Weibchen und Jungtiere zu sehen sind, sind das für mich zoologischen Laien Hirsche.

Weiter geht es und kurz danach wieder Stau, wieder Hirsche? Nein, diesmal sind es Bisons... oder Büffel... wo ist da eigentlich der Unterschied? Diese Frage spielt aber überhaupt keine Rolle, weil so oder so sind diese entfernten Verwandeten unserer gemeinen Milchkuh ein imposanter Anblick. Eine große Herde ist das, zunächst ist noch ein kleiner Fluß zwischen mir und den Tieren, kurz später sind sie maximal 4 Meter von mir entfernt. Nun fängt mein Sicherheitsdenken an zu arbeiten. Büffel=groß und schwer, Jungtiere=aggressive Kühe, Bullen=Imponiergehabe und Rangkämpfe. Tatsächlich verscheuchen immer wieder Leitbullen kleiner Tiere oder es kommt zu kurzen Kämpfen. Das ist natürlich imposant anzusehen, aber wieviel hat eine Honda Shadow nebst Fahrer, komplett in Schwarz mit einem Büffel gemein. Die Farbe stimmt schon mal fast und bei einem extrem kurzsichtigen Bullen... Scherz beiseite, ich denke, daß ich hier auf dem Motorrad nicht in himmlischer Sicherheit bin. So halte ich mich vorzugsweise im Angriffsschatten von Autos auf. Da muß ich aber zum Fotografieren absteigen und das 3-4 Meter von diesen Kolossen entfernt... Die Tiere wirken zwar völlig ruhig, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß sie die Anwesenheit der vielen Fahrzeuge und Menschen schätzen. So mache ich mich nach einigen Minuten weiter auf den Weg.

Die Strasse führt nun durch bergigeres Gebiet, ohne dabei auf oder ab zu führen. Ein breiter, sehr flacher und ruhig fliessender Fluß begleitet die Strasse. Immer wieder sind vereinzelt Büffel und Hirsche zu sehen, zwar etwas weiter weg, aber davon scheint es hier doch einige zu geben. Auch fällt auf, daß es ungemein viele tote und umgestürzte Bäume gibt. Zwar wachsen dazwischen fast ebenso viele junge Bäume nach, aber es fällt auf. Dann erreiche ich die ersten Gebiete mit thermischer Aktivität. Aus dem Boden dampft es deutlich sichtbar und ein schwefliger Geruch liegt in der Luft. Nicht nach verfaulten, eher nach hartgekochten Eiern.

Aber heute will ich zunächst nur rumfahren und mich umsehen. Ich erreiche das Besucherzentrum, das liegt genau neben dem Geysir Old Faithful. Dieser ist wohl der bekannteste aller Geysire. Nicht weil er der schönste, der größte oder der aktivste Geysir der Welt ist, sondern weil er der berechenbarste der großen Geysire ist. Berechenbar bedeutet, es bricht alle 40-125 Minuten aus und erreicht dabei Höhen bis zu 55 Metern. Man müßte sich also schon sehr dumm anstellen, würde man im Yellowstone sein und diesen Geysir nicht ausbrechen sehen. Im Besucherzentrum hängen dann auch Zeiten der erwarteten Ausbrüche der großen Geysire dieses Gebietes hier aus.

Daraus ergibt sich, der Old Faithful wird innerhalb von 10 Minuten nach 13:17 ausbrechen. Das ist mit berechenbar gemeint. Der größte einigermassen berechenbare Geysir befindet sich gleich in der Nähe und bricht innerhalb eines Zeitfensters von 2 Stunden nach 14:30 aus. Das zeigt schon im Ansatz, warum Old Faithful der bekannteste Geysir ist.
Es ist kurz vor 13:00 und Old Faithful ist gleich vor der Tür, das wäre dumm, das jetzt nicht gleich zu machen. Um den Krater sind in einem riesigen Halbkreis Bänke aufgestellt und diese füllen sich auch schnell. Schwer zu schätzen, aber 2000 Leute werden es schon sein. Darunter auch viele Japaner und ein Trupp setzt sich genau neben mich. Überall sind Schilder aufgestellt, nicht die markierten Wege zu verlassen, zum eigenen und zum Schutz der Natur. Warum zur Hölle muß diese Rasse Milliarden Fotos machen und dabei ständig mit auf dem Bild sein. Meinen die ernsthaft, ihre hässlichen Fratzen verschönern die Natur? Können die nicht mal ein Foto betrachten, ohne einen x-fach gleich dümmlich grinsenden Verwandten oder Bekannten auf dem Foto zu sehen? Natürlich muß man dazu natürlich auch noch eben die markierten Wege verlassen. Selbst als der Geysir dann fast pünktlich wie ein Maurer ausbricht, müssen sich 4 dieser Fotomaschinen abwechselnd vor der Fontäne platziert ablichten lassen. Ich war kurz vorm Platzen, immerhin versperrte mir keiner die Sicht, ansonsten hätte es hier einen weiteren, allerdings unberechenbaren Ausbruch gegeben... Diese Pixelmonster haben mir aber denoch nicht das grandiose Erlebnis des Ausbruches vermiest, das war doch wirklich lecker.

Ich beschliesse nun auch gleich die Geysire dieser Umgebung abzulaufen. Der Yellowstone NP ist das Gebiet mit den meisten Geysiren weltweit, nicht Island oder Neuseeland, und das Upper Basin, wo ich mich gerade befinde, ist das aktivste Geysirgebiet des Parks. Ich laufe also weiter, überall blubbert und zischt es. Weisser Dampf steht allerorten in der Luft. An den vielen Wasserlöchern wechseln sich unglaubliche Farben ab, einmalig.

In einiger Entfernung bläst ein weiterer Geysir seinen Wasserstrahl und Dampffontäne in die Luft. Nicht so groß wie Old Faithful, aber sehr langandauernd. Welcher das wohl war? Ich komme am Grand Geysir vorbei, der war es nicht, jedoch stimmen die Daten aus dem Besucherzentrum nicht. Der wird nicht innerhalb von 2 Stunden nach 14:30, sondern innerhalb von 4 Stunden nach 19:15 ausbrechen. 4 Stunden Wartezeit, das ist happig und trotzdem gilt dieser Geysir als berechenbar. So lange warte ich natürlich nicht.

Ich gehe weiter stelle fest, daß es der Castle war, der vorhin ausgebrochen war. Er dampft und zischt auch jetzt noch vor sich hin. Viele andere werden sicher genauso interessant sein, aber auch ohne Ausbrüche ist dieses Gebiet mehr als ansprechend.


Ich fahre dann jedoch weiter, schliesslich wollte ich heute nur, eine Rundfahrt machen. Bald erreiche ich den Lake Yellowstone, ein riesiger See, mit einem Panorama hoher, schneebedeckter Gipfel. Büffel und Hirsche bleiben ständige Wegbegleiter. Man kann im übrigen nur einen Kreis komplett befahren und zwar den Hauptkreis, der kleinere nördliche Kreis ist teilweise wegen Bauarbeiten gesperrt. Das ist auch ganz gut so, nur dieser eine Kreis mit Ab- und Anfahrt nach West Yellowstone hat mal eben eine Fahrtstrecke von 130 Meilen und man muß auch sagen, besonders anregend sind die Strassen dort nicht.
Nur einmal aufregend, im nördlichen Teil macht ein Teil des Weges dem Schild "Rough Road" aber wirklich alle Ehre, was für eine Rodeostrecke... Na immerhin wurde gewarnt. Insgesam war das ein tagfüllendes Programm.

Am folgenden Tag zunächst mal tanken und wieder mal ein Verbrauch um die 3,4 Liter auf 100 Kilometer. Das will ich wissen, ob ich den Hobel unter 3 Liter Verbrauch bekomme. Heute halte ich mich mal an alle Verkehrsregeln und lasse es ganz geschmeidig laufen. Ansonsten nehme ich mir heute den Norden des Parks vor. Die Landschaft wird dort bergiger, die Strasse etwas lebhafter zu fahren.

Wieder sind viele Bisons und Hische zu sehen, wer die hier nicht zu Gesicht bekommt, muß sich schon dumm anstellen. Richtig bescheuert dann aber der Fahrer eines Campers hinter mir. An einem Parkplatz fahren mal wieder alle besonders langsam, da dieser voll ist und es anscheinend etwas zu sehen gibt. Ich schaue mich ebenfalls um, nichts zu sehen. Plötzlich hupt es hinter mir, meine Vorderleute hatten inzwischen wieder Fahrt aufgenommen und es "klaffte" eine gewaltige Lücke von rund 50 Metern zwischen mir und meinen Vorderleuten. Im übrigen fuhr ich 30 in einer 35er Zone. Das ging meinem Hintermann in seinem pfeilschnellen Camperbus nicht schnell genug. Das muß man verstehen, nicht etwa, daß ich gestern 375 mal auf anhaltende oder mit 2-3mph dahinkriechende Autos und Busse warten mußte, nein, diese blockende Fahrweise kann nicht geduldet werden und sollte in hiesiger Landschaft voller Wildtiere mit Hupen gerügt werden. Natürlich entschuldigte ich mich sofort und hob die Hand. Allerdings schaffte es nur der Mittelfinger, sich ebenfalls zu erheben, ich war einfach zu kraftlos. Hoffentlich hat mein Hintermann das jetzt nicht mit einem anderen international gebräuchlichen "Gruß" verwechselt. Ich hätte ihm das auch gern auf dem nächsten Parkplatz genauer erklärt, aber trotzdem ich heute faktisch nur mit Standgas fahre, war nach 2 Minuten von ihm nichts mehr zu sehen. Er muß mich mit so viel Speed überholt haben, daß ich es nicht mal bemerkt habe...
Kommen wir wieder zu den interessanten Gegebenheiten des Parks, nicht nur im Upper Basin gibt es Geysire, sondern über den ganzen Park hinweg blubbert und dampft es immer wieder.

Ich komme auch an dem tatsächlich größten bekannten Geysir vorbei, dem Steamboat Geysir. Dieser ist jedoch nicht wirklich berechenbar. Seine bis zu 115 Meter hohe Fontäne drückt er durchschnittlich alle 4 Stunden bis 50 Jahre in den Himmel. Der letzte Ausbruch war vor rund einem Monat. Den Versuch auf den nächsten zu warten, breche ich nach 10 Minuten ab. 2-3 mal täuscht er ein wenig an und sendet für seine Verhältnisse 2-3 Meter hohe Spritzer.

Aber so ist das eben hier. Das ist kein Disney Park und die Geysire keine aufgebauten Touristenattraktionen. Es handelt sich um vulkanische Aktivitäten und die sind nun mal unberechenbar. Je größer der Ausbruch, umso größer der Druck, der sich erst ansammeln muß. Große Vulkanausbrüche finden noch viel seltener statt, aber kleinere Lavaausflüsse kann man öfter mal beobachten und so ist es auch hier. Desweiteren kann sich das jederzeit ändern. Jeder Ausbruch, jedes Erdbeben und vieles andere kann dazu führen, daß auf einmal Old Faithful nur noch einmal im Jahr ausbricht und der Steamboat stündlich. Heute, morgen oder in 1000 Jahren, wer weiss das schon.

Ich komme aus dem nördlichen Teil wieder zurück und entschliesse mich, nochmals zum Upper Basin zu fahren, vielleicht gibt es ja was zu sehen.

Auf dem Weg dorthin stelle ich merklich stärkere Bewölkung fest, aber mal keine Panik. Unterwegs werden noch kleinere Sehenswürdigkeiten mitgenommen. Bei einer lasse ich dann mein Bike stehen und wandere zum Geysirgebiet, sind nur 0,7 Meilen. Dort regt sich jedoch gar nichts und kein Mensch ist hier.

Der Theorie des Herdentriebs folgend wird hier wohl auch nichts passieren. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch noch zum Grand laufen, sind nur 0,8 Meilen.
Auf dem Weg dorthin sehe ich Old Faithful erneut ausbrechen.

Am Grand angekommen, geht hinter mir ein Geysir hoch, da wo ich gerade herkomme.

Da hat die Herdentriebtheorie versagt. Aber vielleicht funktioniert sie ja hier beim Grand, hier sitzen nämlich viele Leute und die Info-Tafel spricht von einem Ausbruch zwischen 16:15 und 20:15. Jetzt ist es 18:45, also max. 1,5 Stunden warten. Wenn das kein Glück ist.
Allerdings ziehen die schwarzen Wolken immer näher, nur ein sehr kleiner Bereich ist heller und nach meiner Schätzung ist das etwa in der Gegend von West Yellowstone sein, jedoch muß ich da erstmal hinkommen. Aber vorher wird auf den Ausbruch gewartet, nach kurzer Zeit zucken Blitze aus den Wolken, noch weit entfernt, doch extrem schnell kommt die geschlossene Wolkendecke näher. Der Wind weht so, daß aber auch der wolkenlosen oder zumindest nicht schwarze Bereich hierher kommen könnte. Nach einer halben Stunde Wartezeit beginnt es zu regnen und die Wolkendecke ist geschlossen über mir. Blitze zucken erneut. Hinter mir macht eine Frau das gleiche Spielchen wie ich vorher, um aus der Zeitdifferenz Blitz - Donner die Entfernung zu errechnen. Weit weg, meint sie. Mein Englisch ist leider zu schlecht um ihr zu erklären, daß das jetzt völliger Schwachsinn ist, da wir mitten unter den Wolken stehen, da kann überall, auch hier der Blitz niedergehen. Wie zur Bestätigung vergeht zwischen einem der nächsten Blitze und dem Donner weniger als eine Sekunde. Langsam wird mir das ungeheuer und der Grand macht keine Anstalten auszubrechen. Nun beginnt es auch richtig an zu pladdern. Fast alle Besucher sind gegangen. Ich harre mit zwei weiteren noch aus, die haben aber Regenjacken und keine Lederjacke nebst Hose. Sch... ön, was mache ich nun? Das Motorrad steht nun 1,5 Meilen weg, ich bin schon patschnass und zu allem Überfluß hat der Wind gedreht und es besteht keine Chance auf Änderung der Situation. Als sich Hagel in den Regen mischt gebe ich auf und mache mich um 19:30 hurtig auf den Rückweg, was mit den nassen Lederklamotten keine Freude ist. Nach ca. 10 Minuten Weg, sehe ich hinter mir den Grand hochgehen. Knapp verpasst. Aber auch aus einiger Entfernung ist das noch interessant genug.
Ich weiss nicht wie lange ich bis zum Bike brauche, in jedem Fall viel zu lange. Ich fluche über mich selbst, das hätte ich locker umgehen können und wenn ich schlau gewesen wäre, dann hätte ich meine Wind-und-Wetter-Jacke mitgenommen. Auch Handschuhe wären mal wieder nicht so schlecht gewesen. Beides schmorrt natürlich im Hostel. Endlich erreiche ich die Honda, die einsam auf dem Parkplatz wartet. Regenkombi rausgefriemelt, die wehrt sich wie eine Zicke am Strick gegen den Einstieg. Über der Lederjacke kann ich die auch nicht ziehen, die ist dafür zu dick. Selbst ohne Jacke ist die Kombi nur mit Gewalt komplett anzuziehen. Wozu hat dieses Drecksteil ein Netzinnenfutter? Damit es sich in den klammen, steifen Fingern verfängt? Endlich bin ich drin und ziehe die Lederjacke drüber, die kann man nachher auswringen.
Jetzt liegen nur noch entspannte 30 Meilen vor mir. Die Strassen schwimmen und ich erinnere mich an den weniger guten Zustand meines Hinterreifens. Jedoch ist bei der von den wenig verbliebenen Autos vorgegeben Geschwindigkeit von 25-30 mph keine wirkliche Gefahr gegeben. Überholen ist unter diesen Verhältnissen aber nur schwer möglich. Zäh geht es vorwärts, die Handschuhe hätten bei der Nässe zwar nicht vor der Kälte, wohl aber vor dem Hagel geschützt. Wie auch immer, mit meiner Einschätzung der hellen Stellen hatte ich recht und rund 7 Meilen vor West Yellowstone hört es fast auf zu regnen. So erreiche ich dann das Hostel. Als ich den Schlüssel am Office abhole, möchte die Tresenfee wohl besonders witzig sein und fragte, ob ich in Regen gekommen sei, ich sähe nass aus. Nein, antwortete ich, das seien alles meine eigenen Tränen wegen des schlechten Wetters. Ich mußte leider "wegen des schlechten Wetters" wählen, weil ich "dämliche Fragen" nicht schnell genug in meinem Hirn übersetzt bekam, es ist wohl zu viel Wasser eingedrungen. So fand sie meine Antwort auch noch brüllkomisch. Na ja, ungewollt wieder mal einen Menschen glücklich gemacht, ich sollte zu den Pfadfindern gehen.
Oben schäle ich mich aus den patschnassen Klamotten und genehmige mir eine heisse Dusche. Und siehe da, danach bin ich wieder fit wie ein Turnschuh. Auch wenn ich zwischenzeitlich über mich selber geflucht habe, was ist schon passiert? Ich bin nass geworden, was nun nicht die härteste Probe ist. Die Kälte, tja, die könnte morgen in Form einer fetten Erkältung durchschlagen. Wozu gibt es Taschentücher? Wir werden sehen.
Am folgenden Morgen ist nichts von einer Erkältung zu spüren, die Lederjacke ist fast trocken, geniales Teil, die Hose auch fast, die trocknen während der Fahrt. Die Schuhe nicht richtig, da helfe ich mit einem Fön etwas nach, sonst sind die Socken gleich nass. Doch als ich die Hose anziehe trifft mich fast der Schlag... Schock, schwere Not! Der Regen hat doch zu geschlagen. Meine gesamte Käfer-, Fliegen- und Mücken-Sammlung auf der Hose und Jacke weg. Einfach weg. Mühsam über tausende von Meilen in 10 verschiedenen Bundesstaaten gesammelt. Insbesondere auf dem kurzen Stück durch Montana waren die Biester schwer zu erwischen. Da reinigt man nun extra seinen Lederfummel nicht und dann wir es eiskalt weggespült.
Nach verdauen des Schicksalschlages frage ich mich, was mache ich nun heute? Käfersammeln? Nä, dafür ist hier nicht die richtige Gegend. Wandern? Nä, die Wege sind hier alle super lang und den Grand Canyon of Yellowstone habe ich auch noch nicht gesehen. Das wird sicher etwas dauern.
Zunächst aber tanken. 130,8 Meilen mit 1,748 Gallonen, Mist, das entspricht einem Verbrauch von 3,14 Litern auf 100km. Damit habe ich es nicht geschafft, unter 3 Liter zu kommen. Trotzdem denke ich, 3,14 sind schon eine starke Ansage, mit Gewalt käme man wahrscheinlich unter 3, dann aber als Verkehrshindernis. Heute wird wieder normal gefahren und ein unverschämt hoher Verbrauch von rund 3,4 Litern in Kauf genommen, ich Verschwender.
So geht es zum Grand Canyon of Yellowstone. Dieser ist zwar nicht annährend so groß wie das Original, doch schön anzusehen und übersichtlicher allemal.


Unterwegs sitzt ein Weißkopfadler fotogen im Baum.

Na wenn das nix ist, nur einen Bären, einen Wolf und einen Elchbock habe ich noch nicht gesehen. Gut, Bären hatte ich schon im Sequoia NP und Elche habe ich schon in Skandinavien bewundern können. Ich fahre nochmals zum Lake Yellowstone um dort über den Bergen erneut dunkle Wolken aufziehen zu sehen.

Ob ich nochmal zum Upper Basin... nein, heute nicht nochmal, ich habe genug Ausbrüche erlebt und auch wenn ich nicht aus Zucker bin, so schön sind Regenfahrten doch nicht. Trotzdem fahre ich auf eine dunkle Wand zu und die ersten Tropfen nebst feinem Hagel lassen nicht lange auf sich warten. Diesmal bin ich schneller in der Regenkombi und Handschuhe habe ich diesmal auch dabei. Aber wie das so ist, hat man einen Regenschirm dabei, regnet es entweder gar nicht oder nur kurz und diesmal fahre ich schneller in wolkenlose Bereiche und sehe die schwarze Wand hinter mir abregnen und Blitze gen Erde schleudern.
Wenig später m