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traum-wunsch 17.05.2008

Overland - im Iran - in Esfahan

Wegstrecke 0 km
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Straßenart
Tour-Motorrad
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Overland - im Iran - in Esfahan

Eine besondere Reise mit Enfield Motorrädern.
Ich veröffentliche hier, mit Erlaubnis, die Berichte von einer Tour der besonderen Art. Die Texte und Bilder stammen von Günter Schiele.
Organisiert bzw. ausgerichtet wird die Tour von Wheel of India


Overland nach Indien - im Iran - in Esfahan
Liebe Freunde,
Esfahan nest-e jahan
"Esfahan ist die halbe Welt!" Es wäre vermessen von mir, diesem Ausbruch der Begeisterung zuzustimmen, mit dem ein unbekannter Dichter des 16. Jahrhunderts seine Gefühle beim Besuch dieser Stadt in einem Satz zusammenzufassen versuchte. Schließlich habe ich noch nur einen kleinen Ausschnitt der Welt gesehen und muss mich eines solch umfassenden Urteils enthalten. Zustimmen kann ich allerdings, dass Esfahan eine ganz außergewöhnliche Stadt ist, die schon nach kurzem Aufenthalt süchtig macht.

Schon beim Einfahren fielen die großzügig angelegten, breiten Straßen auf. Rechts und links von Bäumen flankiert durchkreuzen sie weitläufig die ganze Stadt. Die Chahar Bagh Street, was soviel heißt wie "Vier Gärten Straße", und an der sich auch unser Hotel befindet, durchläuft die ganze Stadt in Nord-Süd-Richtung.

In der Mitte zwischen ihren beiden Fahrstreifen ist eine dicht bewachsene, schattige Allee nur für Fußgänger angelegt. Rechts und links reiht sich ein Geschäft an das andere, ein wahres Paradies zum Shoppen.

In unmittelbarer Nachbarschaft liegen zu Fuß erreichbar die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, der Meydan-e Imam (Imam Platz), mit zwei der prächtigsten Moscheen des Landes, der Imam Moschee und der Sheikh Lotfollah Moschee, der Bazar-e Bozorg (Großer Basar), die Jameh Moschee und in einem wunderschönen Park gelegen der Chehel Sotun Palast. Es gibt noch viel mehr zu sehen, aber mit nur einem Tag Zeit muss man sich auf Weniges beschränken.

Am auffälligsten aber ist die Lebensart der Menschen.
Völlig unaufdringlich suchen sie den Kontakt zu den Gästen aus der Ferne. Bei meinem Spaziergang durch die Stadt wurde ich immer wieder angehalten und es entwickelten sich interessante Zwiegespräche über Land und Leute hier und bei uns. In der Stadt wimmelt es von Studenten und die meisten sprechen ausgezeichnetes Englisch. Die zahlreichen Parks sind gefüllt von Picknickern oder Leuten, bevorzugt Liebespärchen, die sich einfach ein paar schöne Stunden im Schatten der dicht belaubten Bäume machen. Das Leben scheint in aller Leichtigkeit vor sich hin zu plätschern.

Allein der Straßenverkehr zeigt eine gewisse Hektik. Da wird gerne gehupt und als Fußgänger hat man seine liebe Not, die stark befahrenen Boulevards zu überqueren, auch bei grüner Ampel. Das erinnert schon ein wenig an Indien, ist aber bei weitem nicht so chaotisch und unzivilisiert. Ein kleines Problem haben wir nur mit dem Essen. Es gibt eigentlich nur Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch. Auf die Dauer ist das doch recht eintönig. Ich frage mich, was mit all dem köstlichen Gemüse geschieht, das man in den Geschäften sieht. Wahrscheinlich gibt es das gute Essen nur privat zuhause.

Was auffällt, ist die Omnipräsenz der Polizei, in Uniform wie in Zivil. An jeder Kreuzung stehen die Wächter der Gesetzes und beobachten das Geschenen ganz genau. Das mussten wir auf unserer Fahrt auch schon feststellen. Auf unserer Reise von Kashan nach Esfahan mussten wir an einer Tankstelle anhalten um nachzufüllen. Es dauerte keine zwei Minuten, als sich zwei Polizeiwagen einfanden und die Ein- bzw. Auffahrt der Tankstelle "besetzten". Etwas später kam noch ein Polizist mit Motorrad hinzu. Sie wollten wissen, wo wir herkommen, wo wir zuletzt übernachtet haben und wo wir hin wollen. Als wir losfuhren, begleiteten sie uns noch eine Weile, bis wir die Stadt verlassen hatten.
Ein besonderes Erlebnis hatten Erich und ich (gelegentlich fahre ich auch im Auto mit). Kurz hinter dem Ortende stand auf der linken Seite ein Polizeiwagen. Als wir uns näherten sprangen die Beamten aus dem Wagen und gaben uns Handzeichen, die man, wenn man wollte, als Aufforderung interpretieren konnte, anzuhalten. Wir wollten nicht und fuhren langsam weiter. Ein Blick in den Rückspiegel überzeugte Erich aber davon, dass es wohl doch besser sei, auf die Wünsche der Polizisten einzugehen, da ihr Gestikulieren an Ärger erinnerte. Wir hielten also an und Erich bedeutete den Beamten, sie sollen kommen. Das sahen diese jedoch anders und beorderten uns zu ihnen. Also Rückwärtsgang rein und langsam zurückgerollt. Was mag jetzt wohl auf uns zukommen??? Einer direkten Schuld waren wir uns nicht bewusst. Wir versuchen so gut es geht jede Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten und uns auch sonst strikt an die Regeln zu halten.
Als wir auf uns auf Höhe des Polizeiwagens befinden geht der eine Beamte hinten um unser Wohnmobil herum und erscheint kurz darauf an meinem Fenster. Er ist klein mit einem etwas aufgequollenen Gesicht. Mit einem energischen Kopfnicken fordert er mich auf, das Fenster zu öffnen. Ich bediene die Kurbel und als die Scheibe fast ganz unten ist, hellt sich seine Mine plötzlich zu einem Strahlen auf. Er hält seine Hand zum Gruß in den Fahrerraum und schüttelt Erichs und meine Rechte mit einem freundlichen "Willkommen im Iran". Er will noch wissen, wie uns sein Land gefällt und wohin wir fahren. Aha, nach Esfahan, wünscht uns eine gute Reise und das war's. Erich und ich schauen uns ungläubig an. Andere Länder, andere Sitten.

Unsere Anwesenheit im Land scheint übrigens allen Polizeistellen bekannt zu sein und wir werden das Gefühl nicht los, von einem Distrikt zum nächsten "weitergereicht" zu werden. Bei einer anderen Kontrolle des Autos fragten die Beamten, wo denn die Motorräder seien. Na ja, auch schon zu Shah-Zeiten waren die Gesetzeshüter in diesem Land bekannter Maßen ja wohl organisiert, und das scheint sich unter den Mullahs nicht geändert zu haben. Wir werden aber immer freundlich und zuvorkommend behandelt.



Die Fotos, die ich Euch diesmal schicke, zeigen unkommentierte Impressionen meines Spaziergangs durch Esfahan. Ich hoffe, sie vermitteln Euch einen kleinen Eindruck von der Pracht dieser Stadt. Morgen geht es weiter nach Yasd. Man sagt, dass es die schönste Stadt des Iran sei. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man Esfahan noch toppen kann. Wir werden sehen.
Bis bald,
Euer Günter Schiele

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traum-wunsch
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Kralli
Persien ist und bleibt ein wunderschönes land was man gut bereisen kann. Isfahan ist dabei eines mit der schönsten Städte die ich da gesehen habe. Im Sug hab ich mir damals einen wunderschönen Seidenteppich gekauft. Der wurde mir nach D geschickt und alles ohne Probleme. Kosten wenn ich ihn hier kaufen würde, 3,5x soviel. Ich habe auf der Reise auch nur freundliche und aufgeschlossene menschen getroffen. Mit dem Essen gehen ist das wirklich ein Problem. Die Perser gehen heim zum Essen.
Übrings ist Persien ein sehr sauberes Land, denn Perser sind keine Araber.
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